AFRICANTERMINAL

AFRICAN

TERMINAL

Der African Terminal wurde im Sommer 2017 am Baakenhöft in der Hafencity in Hamburg gegründet. Vor gut hundert Jahren wurden von hier aus die Truppen der deutschen Kolonialmacht ins heutige Namibia, das ehemalige Deutsch Südwestafrika verschifft. Indem wir das alte Afrika Terminal zum African Terminal machen, wollen wir praktische Erinnerungsarbeit im gegenwärtigen Miteinander leisten. Von April bis Oktober 2018 arbeitet der Terminal am Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg.

Transaktion 1: Baakenhafen

Von Beginn des 20. Jahrhunderts bis noch nach dem 2. Weltkrieg war der Baakenhafen der Liegeplatz der Woermann Linie sowie der sogenannten Deutschen Ostafrika Linie. Woermann hatte ein Monopol auf Militärtransporte und verschiffte ab 1904 vom Peterskai aus Soldaten und Waffen ins heutige Namibia, das ehemalige Deutsch Südwestafrika, die dort den Aufstand der Herero und Nama gegen die deutsche Kolonialmacht blutig niederschlugen. Heute nennen Historiker_Innen diese Ereignisse den ersten von Deutschen begangenen Völkermord und so werden in Hamburg sowie international Debatten um die Anerkennung des Völkermordes, eine entsprechende Entschädigung und Formen des Gedenkens geführt.

Hier an diesem Ort, wo nichts an die Truppenverschiffungen und die Folgen kolonialer Politik, nichts an die Rolle des Hamburger Kaufmanns Adolph Woermann im deutschen Kolonialismus erinnert, situiert sich der African Terminal als postkoloniale Kooperative. Hier werden durch den Kolonialismus tradierte Handelsstrukturen angeeignet, umgedreht und neu gestaltet und dadurch auch eine praktische Aufarbeitung der spezifischen Geschichte und ein Erinnern an die Gräueltaten vollzogen.

Der African Terminal ist derzeit eine mobile Installation, die auch an anderen, insbesondere an kolonialgeschichtlich relevanten Orten eingerichtet und im Rahmen von Kulturveranstaltungen, Festivals und Ausstellungen mit thematischem Bezug gebucht werden kann. Bei Interesse bitte melden!

TRANSAKTION 2: MUSEUM FÜR KUNST UND GEWERBE

Vom 12. April bis zum 14. Oktober 2018 wird der African Terminal sein Lager im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg aufschlagen. Dort werden im Rahmen der Ausstellung 'Mobile Welten' Gebrauchtwaren angenommen, die dann im Herbst 2018 nach Gambia, Ghana, oder Nigeria verschickt werden. Wenn Sie zur Zeit das Museum für Kunst und Gewerbe betreten, sehen Sie direkt linker Hand ein Display mit wundervollen, detailreichen Bronze-Skulpturen. Diese Skulpturen wurden zwischen 1600 und 1625 im damaligen Königreich Benin im heutigen Nigeria angefertigt, während zeitgleich der transatlantische Sklavenhandel massiv ausgebaut wurde. Provenienzforschung zu den Masken hat aufgedeckt, dass diese Ausstellungsstücke 1897 von der Britischen Armee gewaltsam geraubt wurden, bevor sie kurze Zeit später nach Deutschland gebracht und an das Museum für Kunst und Gewerbe verkauft wurden. Die Benin-Bronzen sind nur ein Beispiel dafür, wie kunstgeschichtliche und ethnographische Museen in ganz Europa mit dem Kolonialismus verstrickt sind.

Die Tatsache, dass Kunstwerke geraubt und an Museen verkauft wurden zeigt: Die ehemaligen Kolonien wurden oft als eine Art Wildnis und Außen verstanden, dass zum Abenteuer, zur Schatzsuche und dabei zur Extraktion von Allem, was zuhause wertvoll sein könnte, einlud. Dieses abenteuerliche Szenario hat aus Perspektive der europäischen Öffenlichkeiten für Jahrhunderte die Gewalt verdeckt, die den kolonialen Systemen von Ausbeutung zugrunde lag.

Doch langsam wendet sich das Blatt: Zum ersten Mal in der Geschichte kommen Menschen in beachtlicher Zahl aus Afrika nach Europa, und ihre Reise über das Meer ist oft mindestens so gefährlich wie damals die Reise in die entgegengesetzte Richtung. Während sie daraufhin in einer oft feindseligen Umgebung als Flüchtlinge zu überleben suchen, betrachen sie Europa zugleich zum ersten Mal selbst als einen Ort der Schatzsuche und Extraktion. Ihnen wird klar, dass Europa in Gebrauchtsgegenständen und Sachen schwimmt, ja beinahe untergeht. Sachen, die niemand hier mehr wirklich braucht, weshalb so viele Sachen hier verfügbar sind, als minderwertig bezeichnet, oder einfach auf die Straße gestellt werden. Der African Terminal ist auf Schatzsuche genau nach diesen Dingen, um sie nach Westafrika zu schicken, von wo aus die Händler des African Terminal ihre Reise begonnen haben.

Das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg hat uns dafür einen Lagerraum in Größe eines 20-Fuß-Containers inmitten der Ausstellung 'Mobile Welten' zur Verfügung stellt.